Innenansicht der Heilig Geist Kirche. Foto: Ulrich Cziolek
Innenansicht der Liebfrauenkirche. Foto: Ulrich Cziolek
Innenansicht der St. Barbara Kirche. Foto Ulrich Cziolek
Innenansicht der St. Johannes Kirche. Foto Ulrich Cziolek
Innenansicht der St. Petrus Canisius Kirche. Foto Ulrich Cziolek

Unser Kirchen

Unsere Pfarrei hat fünf Kirchorte um die Kirchen, in denen wir unsere Gottesdienste feiern.


St. Barbara

„Kommt zu Ihm, dem lebendigen Stein, der von den Menschen verworfen, aber von Gott auserwählt und geehrt worden ist.“ (1 Petr 2, 4) – so stand es von 1953 bis 2011 im Grundstein der St.-Barbara-Kirche, und so steht es heute im Grundstein der St.-Barbara-Kapelle, die am 4.Juni 2011 von Weihbischof Dieter Geerlings geweiht wurde.

Der Bau beider Gotteshäuser – und auch die Aufgabe der Kirche – waren eine Konsequenz der veränderten Situation der Kirche und der kirchlichen Bindung der Menschen in Deutschland und in Suderwich.

So hatte am Anfang des 20. Jh. das starke Anwachsen der Suderwicher Bevölkerung v.a. durch die Menschen, die dem Bergbau verbunden waren, zuerst zur Errichtung einer Notkirche auf der Suderwicher Heide geführt, und zwar in einer Schulbaracke auf dem Gelände der „Schule an der Henrichenburger Straße“ (heute Anne-Frank-Schule). Diese Notkirche wurde von den Menschen gut angenommen, doch als Übergang verstanden hin zu einem festen Kirchbau.

Diese Kirche wurde schließlich als St.-Barbara-Kirche unter großer Mithilfe der Menschen der zukünftigen Pfarrgemeinde ab dem ersten Spatenstich am 19.10. 1952 erbaut und am 20.6.1954 eingeweiht. Der Duisburger Architekt Cremer schuf ein weiträumiges, einladend helles Gotteshaus, das zusammen mit dem ausgebauten Turm (zuerst Wohnung von Pfarrer Buchinger, anschließend Gruppenräume für die Gemeindearbeit) über 50 Jahre lang jungen und alten Menschen einen würdigen Gebets- und Gottesdienstort und einen geschätzten und überaus gut angenommenen Lebensraum bot. Im Laufe der Zeit kamen ein Mosaikkreuzweg, eine Orgel der Firma Breil und im Chorraum ein Ambo, moderne Fenster des Künstlers Bodo Schramm und ein Zelebrationsaltar aus Teilen des bisherigen Hochaltars dazu.

1957 wurde St.-Barbara als eigenständige Pfarrei von St. Johannes abgepfarrt und war bis zur Zusammenlegung als Seelsorgeeinheit mit Hl. Geist, Essel und St. Johannes im Jahr 2004 eine eigenständige Gemeinde.

Im Jahr 2006 beschloss das Bistum Münster zusammen mit dem Kirchenvorstand, sich von einer Kirche der Seelsorgeeinheit zu trennen, da die Zahlen der Pfarrangehörigen – wie überall in der deutschen Kirche – stark zurückgingen. Der Abriss der St. Barbara-Kirche löste im Vorhinein wie im Vollzug große Betroffenheit bei den Menschen auf der Heide aus.

Stimmig und gut war es deshalb, dass eine Kapelle St. Barbara an das Pfarrheim angebaut wurde. Die Grundsteinlegung am 19.12.2010 setzte ein deutliches Zeichen dafür, dass der Kirchort St. Barbara auch in Zukunft liturgisch, pastoral und caritativ lebendig sein will und soll.

 

Wie die Kirche ist auch die Kapelle hell und einladend. Dazu tragen vor allem die Fenster von Bodo Schramm bei, die wie viele andere Dinge aus der Kirche mitgenommen wurden. Sie zeigen eindrucksvoll das Wirken Gott als Schöpfer, als Gott der Gegenwart und als Gott der Vollendung in Szenen aus Gen 1, Ex 3 und Off 21.

Glaube umfasst Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft – ein deutliches Zeichen dafür setzt auch das Kruzifix in der Sakristei der Kapelle, das noch aus der ersten Notkirche stammt.

Vertraut ist ebenso der (verkleinerte) Altar aus der Kirche mit den Reliquien der Heiligen Coronata und Luzinda, der Ambo, das Ewige Licht in Form einer Bergmannsleuchte und das Bild der Muttergottes von der Immerwährenden Hilfe. Auch der Grundstein der Kirche hat seinen Platz in der Kapelle, am Fuß des Tabernakels, dessen Türen, wie in der Kirche, die Bilder des auferstandenen Christus und des staunenden Apostels Thomas zeigen.

Der Raumumfang der Kapelle  kann bei Bedarf mit dem Pfarrsaal von 50 auf 300 Sitzplätze erweitert werden, so dass die Orgel, die von der Firma Stockmann aus Werl neu entworfen und gebaut wurde, die Möglichkeit bieten musste, beide Räume angemessen zu bespielen – was gut gelang.

Eine Besonderheit am Kirchort St. Barbara bildet außerdem das Glockenhaus. Die beiden Stahlglocken „Maria“ und „Barbara“ aus dem Turm der Kirche läuten heute in einem ehemaligen Trafohäuschen unmittelbar neben der Kapelle. Ihr Ton begleitet noch immer die Stunden der Menschen auf der Suderwicher Heide und lädt ein zum Gottesdienst.

Heilig Geist

Die in den Kirchspielen Recklinghausen St. Peter und Oer St. Peter und Paul gelegene Bauernschaft Essel wurde 1896 wegen der weiten Entfernung zur Pfarrkirche nach Suderwich St. Johannes umgepfarrt. Durch den Bau der Bergarbeiterkolonie „Am Kiesefeld“ in Oer wuchs nach 1900 die Bevölkerung stark an. Mit der Errichtung eines seelsorglich selbständigen Pfarrrektorats wurde Essel 1922 mit dem südlichen Teil von Oer-Erkenschwick von Suderwich St. Johannes abgetrennt. Die Pfarrerhebung erfolgte 1949.


Nach der Errichtung der Schule in Essel 1904 konnte nach dem ersten Weltkrieg im Jahr 1921 auch eine Kirche gebaut werden. Dabei handelte es sich zwar nur um eine Notkirche, die aber mit den drei Barockaltären, der Kanzel, der Kommunionbank und einigen Figuren sehr gut ausgestattet war. Die Einrichtung stammte aus Hülchrath bei Grevenbroich. Durch Vermittlung des Lehrers Sandrock kamen diese Ausstattungsstücke nach Essel. Den 2. Weltkrieg hat die Kirche ohne größeren Schaden überstanden. Am 10.2.1952 brach in der Sakristei der Kirche ein Brand aus. Dabei wurden die Altäre zerstört, die Figuren konnten aber gerettet werden. Schon am 9.11.1952 fand die Weihe eines Baugrundstückes für die neue Kirche statt. Am 11.1.1953 war die Grundsteinlegung. Architekt war Hans Ostermann aus Münster. Am 21.6.1953 wurde die Kirche geweiht.

 

Die Kreuzigungsgruppe, die Madonna und der Hl. Johannes Nepomuk fanden in der neuen Kirche ihren Platz. Im Laufe der nächsten Jahre wurden die Bemühungen um die weitere Ausstattung der Kirche weiter fortgesetzt. Ein Taufbrunnen aus Muschelkalk wurde vom Bildhauer H. G. Biermann aus Maria Laach geschaffen. Eine Darstellung der Taufe Jesu ziert ihn. 1959 wurde das Harmonium durch eine Orgel ersetzt. 1963 wurde ein neuer Kreuzweg angeschafft. Entwurf und Ausführung stammen von der Kunstlehrerin Annemarie Krettler.

Im Jahr 1985 war eine gründliche Renovierung der Kirche notwendig geworden. Dabei wurde der Altarraum neu gestaltet. Der neue Altar wurde im Chorraum nach vorne gesetzt. Eine Darstellung des Pfingstwunders, Maria im Kreis der Apostel, schmückt die Vorderseite. Ambo und Tabernakel wurden erneuert. Auf den Tabernakeltüren ist die wunderbare Brotvermehrung dargestellt. Die Kreuzigungsgruppe, der Hl. Johannes Nepomuk und die schöne Madonna wurden restauriert. Auch ein neuer Osterleuchter kam hinzu. An drei Stellen wird auf das Wort hingewiesen: “Wenn das Korn stirbt, bringt es reiche Frucht”. Alle Arbeiten wurden vom Kunstlehrer Herrmann Kirchhoff ausgeführt.
Für eine große Überraschung sorgte die Restaurierung der alten Monstranz. Der Goldschmied stellte an Hand der Zeichen fest, dass es eine Monstranz aus der Barockzeit war. Wie diese wertvolle Monstranz in den Besitz der Pfarrgemeinde kam ist nicht mehr festzustellen. Vermutlich kam sie mit der Barockausstattung aus Hülchrath nach Essel.

St. Johannes

Nach alter Urkunde soll um 1250 im Dorfkern von Suderwich eine Johannes dem Täufer geweihte Taufkapelle gestanden haben. 1334 wird ein Presbyter mit Namen Friedrich in einem Dokument erwähnt, der an dieser Kirche Dienst tat und zu den Mitbegründern der Vestischen Kalandsbruderschaft gehörte, die sich wohltätigen Diensten widmete. 1441 brannte die Suderwicher Kapelle ab, wurde dann aber aus Haardsteinen neu errichtet. Nach einem Kirchenvisitationsbericht von 1630 waren damals Kirche und Gemeinde in einem beklagenswerten Zustand. Nach Beendigung des 30-jährigen Krieges ging es wieder aufwärts. 1683 erwarb die Gemeinde das Begräbnisrecht rund um die Kirche. Vorher wurden die Toten um St. Peter in der Stadt bestattet. 1820 wurde die kleine Dorfkirche auf dem Alten Kirchplatz neu errichtet. Den Friedhof verlegte man zum “Esseler Knapp”. Mit der Errichtung der Zeche König Ludwig IV/V um 1900 und später auch der Schachtanlage VII/VIII entstand ein großer Bedarf an Arbeitskräften. Die bäuerliche Struktur des Ortes wandelte sich und war nunmehr vom Bergbau bestimmt. Damit wuchs die Zahl der Gemeindemitglieder von St. Johannes.

Baugeschichte

Ein neuer geräumiger Kirchenbau wurde erforderlich. Die Witwe Franziska Ehling stellte das Baugelände zur Verfügung. Der Architekt Franz Lohmann aus Recklinghausen fertigte den Entwurf. Die neue St. Johannes-Kirche wurde am 20.10.1904 geweiht. Mit dem 75m hohen Turm und dem 58m langen und 17 m hohen Kirchenschiff, dem weiten Chorraum und dem 5m breiten und ursprünglich 9,50m hohen Hochaltar ist ein großes Werk gelungen. Der Kirchturm birgt fünf Glocken, darunter die sog. “Johannesglocke”, eine der ältesten im Vest Recklinghausen.
Im Jahr 1987 wurde der Chorraum der Kirche nach den Plänen von Architekt Dreischoff neu gestaltet, der auch Ambo und Zelebrationsaltar entwarf. Eine neue Orgel wurde im Jahr 1988 eingeweiht.

Innenausstattung

Aus der alten Kirche wurde eine Figur Johannes des Täufers übernommen. Sie stammt aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts und steht nun in der Turmkapelle. Aus der Dorfkirche stammt auch die Skulptur des Hl. Josef mit dem Kind, wahrscheinlich aus dem 18. Jahrhundert. Auch sie befindet sich heute im Turm.

 

Das Missionskreuz von 1882 aus der Zeit des Kulturkampfes wurde auch aus der alten Kirche in die neu erbaute Johanneskirche überführt. Es hängt im Raum unter dem Turm. Nach der Renovierung im Jahr 1957 erhielt die Kirche einen Kreuzweg. Es sind Lindenholzschnitzereien von Professor Hoffmann aus München.
Der Hochaltar ist ein Werk münsterischer Holzbildhauerkunst mit Darstellungen aus dem Leben Jesu. Am Tabernakel stehen die Figuren des Hl. Ludgerus und des Hl. Bonifatius. Die Vorderseite des Hochaltars ist durch Steinreliefs mit Opferdarstellungen aus dem Alten Testament gestaltet: “Das Opfer Melchisedeks, das Opfer Abrahams, das Passahmahl”.
Die Strahlenkranzmadonna, im Mittelgang der Kirche aufgehangen, stellt die “Immaculata” dar. Maria steht betend auf der Weltkugel und zertritt der Schlange, Sinnbild für das Böse, den Kopf.
Die Kanzel weist einige biblische Darstellungen wie das Pfingstereignis und die Jakobsleiter auf. Die vier Evangelisten zieren figürlich die Kanzel.

Die Seitenkapellen und die Fenster

Der Marienaltar in der linken Seitenkapelle zeigt die Darstellung der Rosenkranzlegende. Der Hl. Dominikus erhält den Rosenkranz vom Jesuskind mit der Aufforderung, dieses volkstümliche Gebet bei den Gläubigen zu wecken.
Der Josefsaltar in der rechten Seitenkapelle zeigt die Sterbestunde des Hl. Josef. Jesus und Maria stehen an seinem Bett.
An der rechten Wandseite der Josefskapelle befindet sich das Relief “Das letzte Abendmahl”. Eine Holzschnitzerei, die in der ehemaligen Kommunionbank eingearbeitet war.
Einen ganz besonderen Eindruck hinterlassen die neugotischen Fenster des Chorraumes und der Seitenkapellen, die figürlich gestaltet sind. Sie sind im “Nazarener-Stil” gearbeitet.
Das mittlere der Altarfenster zeigt den Gekreuzigten. Er ist das Heil der Menschheit. Maria und Johannes stehen dem Gekreuzigten zur Seite. Im lateinischen Wortlaut wird das Bild eindeutig erklärt: “Und er neigte sein Haupt und verschied.” Darunter befinden sich zwei Christussymbole, ein Fabeltier mit Adlerkopf und Vogelklauen sowie der Pelikan, der nach altem Volksglauben mit seinem Blut seine Jungen nährt und somit in der christlichen Symbolik ein Sinnbild für Jesus Christus ist.

 

Die Hauptgestalt im linken Fenster bildet der Pfarrpatron Johannesder Täufer. Er weist auf Jesus hin. Unter dem Bild sind drei weibliche Heilige zu sehen. Es sind die Hl. Cäcilia, die Hl. Barbara und die Hl. Clara.
Im rechten der Altarfenster wird der Märtyrertod des Johannes des Täufers dargestellt. Die Enthauptung steht bevor. Zwei Engel mit der Märtyrerpalme und Krone bezeugen, wer der wahre Sieger ist. Darunter befinden sich die Darstellungen von drei männlichen Heiligen. Es sind der Hl. Tarcisius, der Hl. Stanislaus Kostka und der Hl. Thomas von Aquin.
Das linke Fenster der Marienkapelle greift auf eine Legende zurück, nach der Maria schon als Kind von ihren Eltern in den Tempel nach Jerusalem gebracht wurde. Auf der unteren Bildfläche werden wieder drei Heilige gezeigt: Der Hl. Hermann-Josef, der Hl. Augustinus und der Hl. Bernhard von Clairvaux.
Im mittleren Marienfenster erscheinen zwei Großdarstellungen. Das untere Bild zeigt das tiefste Elend der Menschen. Adam und Eva werden durch den Engel mit dem flammenden Schwert aus dem Paradies vertrieben. Der lateinische Text lautet übersetzt: “Und Gott vertrieb sie aus dem Paradies der Wollust.” Über dieser Szene erhebt sich in strahlender Schönheit die andere Eva: Maria, die Himmelskönigin im Sternenkranz, umgeben von Engeln. Darunter sind die Hl. Agnes und der Hl. Aloysius zu sehen.
Das rechte Marienfenster zeigt Maria in ihrer größten Not. Jesus, vom Kreuz abgenommen, liegt in ihrem Schoß. Im Hintergrund ist ein sehr jugendlich aussehender Jünger Johannes zu sehen. Rechts im Bild erscheint Maria Magdalena und weitere Trauernde. Auch bei diesem Fensterbild fehlen nicht die Bilder von drei Heiligen: Die Hl. Katharina von Siena, die Hl. Elisabeth und die Hl. Franziska.
Das linke Fenster der Josefskapelle zeigt die Heilige Familie, Josef, Maria und den Jesusknaben. Über der Szene sieht man die beiden Gesetzestafeln des Mose, die “Zehn Gebote”. Über dem Großbild sind Gott-Vater, mit der Tiara geschmückt, und der Heilige Geist zu sehen. Das Alpha und Omega weisen auf Christus, den Anfänger und Vollender des Glaubens hin. Dieses Bildfenster trägt eine bemerkenswerte Unterschrift: “Zeige uns, Herr, das Vorbild deiner Familie!”
Das rechte Josefsfenster zeigt im Hauptbild die Heilige Familie. Eine Szene der alltäglichen Arbeit ist dargestellt. Dabei begleiten Engel die Arbeitenden mit fröhlicher Musik. Der eine Engel hat eine Flöte, ein anderen Engel eine Laute, ein dritter weist bedeutungsvoll mit der Hand nach unten, um zu verdeutlichen, für wen hier musiziert wird. Josef erscheint als Zimmermann mit Winkeleisen, Hammer, Hobel, Werkzeugkasten und Planentwurf.
Unten sehen wir wieder drei Heiligengestalten: den Hl. Alfons von Liguori, die Hl. Theresia von Avila und den Hl. Franz von Sales.
Das mittlere Josefsfenster zeigt den Hl. Josef als Patron der Kirche. Die umgebenden Engel tragen den Hirtenstab, die drei Schlüssel päpstlichen Regierens sowie den Petersdom in Rom. Papst Pius IX ist hier dargestellt.
Neben dem Bild des Papstes erkennt man zwei Gestalten, die die Basis der Kirche bilden. Links die bäuerlich gewandete Gestalt mit Sichel und der alten Dorfkirche und rechts einen Bergmann mit Schlägel und Eisen und dem Schachtgerüst von König Ludwig IV/V. Die beiden damals wichtigsten Suderwicher Bevölkerungsschichten werden als gottesdienstliche Gemeinde veranschaulicht.

Liebfrauen

Die Pfarrkirche Liebfrauen befindet sich im östlichen Teil der Stadt Recklinghausen. Ein Blick in die Geschichte belegt bereits eine frühe schriftliche Erwähnung um das Jahr 1050 dieser Gegend als Bauerschaft Hillen. Die Güter in Hillen unterstanden früh der Verwaltung des Abtes der Abtei Werden an der Ruhr.

Baugeschichte

Mit der Nordwanderung des Bergbaus sowie der Abteufung der Schachtanlage „General Blumenthal“ im Jahr 1873, südwestlich der Bauerschaft Hillen an der Eisenbahnstrecke Wanne-Münster, entstanden an der Dortmunder Straße eine Bergarbeiterkolonie und Ansiedelungen im Gebiet des Hiller Weges (Castroper Straße).

Die explosionsartige Zunahme der Bevölkerung gegen Ende des 19. Jahrhunderts hatte auch eine Verbesserung der allgemeinen Infrastruktur und Ausbreitung der Stadt zur Folge. Diese machte auch den Bau einer weiteren Kirche in Recklinghausen notwendig, und zwar in der Nähe der Altstadt, jedoch außerhalb der ehemaligen Stadtbefestigungen im alten Siedlungskern Hillen. Dazu stellte Heinrich Pill, genannt Sanders, vier Morgen seines Landes zur Verfügung.
Zunächst wurde im Jahr 1900 an der früheren Suderwicher Straße (heute Castroper Straße 43) eine Notkirche errichtet, die auf den Titel „Unsere Liebe Frau vom Rosenkranz“ bzw. „Rosenkranzkirche“ geweiht wurde. Mit der Zeit bürgerte sich jedoch der Name „Liebfrauenkirche“ ein.
Im Jahr 1901 begann man mit dem Bau der neuen Liebfrauenkirche. Mit den Planungen beauftragte man den Recklinghäuser Architekten Franz Lohmann.
Die kirchliche Konsekration erhielt die neue Kirche am 19. Oktober 1903.
Die Kirche liegt auf einer Anhöhe im Dreieck der Liebfrauen- und der Rosenstraße. Im weithin sichtbaren 75 m hohe Turm befinden sich fünf Glocken des Bochumer Vereins.

Innenausstattung

Beim Betreten der Liebfrauenkirche imponiert der hohe Innenraum der dreischiffigen Hallenkirche, der durch hohe Fenster sowie Fensterrosen erhellt wird.
Am Rand der Vierung steht auf einer Erhöhung der Altar, der 1978 von Hildegard Schürk-Frisch geschaffen wurde. Sie hatte sich mit der Architektur der Liebfrauenkirche vertraut gemacht und griff die gotischen Spitzbögen der Fenster auf und setzte zentrale Themen aus dem Marienleben an die vier Eckpfeiler des Altares: Verkündigung, Hochzeit zu Kana, Pietá, Geburt Christi. Von der Künstlerin stammt auch der links neben dem Altar aufgestellte Ambo mit der Darstellung Mariens im Kreise der Apostel, die das Kommen des Heiligen Geistes erwarten.
In der Apsis des Hochchores steht der frühere Hochaltar aus dem Jahr 1904, der aus den Werkstätten Siebe aus Wiedenbrück und Bücker aus Rheda stammt. Mit seinen Ausmaßen von 9 m Höhe und 6 m Breite fügt er sich harmonisch und thematisch in den Chorraum ein. Die Motive in der steinernen Vorderfront greift den Opfergedanken des Alten Testamentes auf: die Opferung Isaaks, das apokalyptische Lamm und das Opfer des Melchisedech.

 

Die in den Seitenflügeln des Altaraufbaus dargestellten Szenen lassen eine am Leben und der Botschaft Jesu orientierte Thematik erkennen. Mit der Verkündigung und der Geburt sind die Anfänge des Lebens Jesu markiert. Das Brotbrechen mit den Jüngern in Emmaus und die Auferstehung sind Botschaft und Vermächtnis Jesu an uns heute.
Ebenfalls im Chorraum ist das Chorgestühl aufgestellt, das mit ornamentalen und floralen Motiven reich geschmückt ist. Lilien und Rosenblüten weisen dabei auf Maria hin.

An der Stirnseite des südlichen Seitenschiffes ist der Marienaltar aufgestellt. Das Altargemälde nimmt Bezug auf das Patrozinium der Kirche und zeigt die Legende, dass Maria den Rosenkranz an den Heiligen Dominikus übergibt.
Der Seitenaltar im nördlichen Seitenschiff ist dem Heiligsten Herzen Jesu geweiht. Vor diesem Seitenaltar ist auch das Taufbecken platziert.

Zu den wertvollsten Ausstattungsstücken gehört die im Jahr 1928 zum 25-jährigen Jubiläum der Kirche eingebaute Orgel der Firma Breil aus Dorsten. Der Orgelprospekt wie auch die Brüstung der Orgelbühne sind mit gotischen Spitzbögen geschmückt. 1980 erfolgte eine grundlegende Renovierung des Instrumentes. In verschiedenen Bauabschnitten fanden bis zum Jahr 2000 Erweiterungen statt, so dass die Orgel heute über 49 Register verfügt.

Die Fenster der Liebfrauenkirche

Im Zentrum des mittleren Chorfensters ist der Auferstandene Christus mit der Siegesfahne dargestellt. Die Chorfenster rechts und links neben dem Auferstandenen weisen eine einheitliche Gliederung auf. Im oberen und zentralen Feld werden jeweils biblisch-theologische Aussagen zum Leiden, Tod und Opfer bildlich dargestellt. In den unteren Bereichen erfolgen Darstellungen bedeutender Persönlichkeiten der Kirche. In diesen Fenstern sind Szenen aus der Passionsgeschichte zu sehen: Das linke Fenster zeigt Jesus am Abend vor seinem Tod im Garten Gethsemani. Im unteren Bereich sind zu sehen Kaiser Heinrich II. und die Apostel Petrus und Paulus. Im rechten Fenster ist die Begegnung Jesu mit den weinenden Frauen auf seinem Leidensweg abgebildet. Im unteren Bereich dieses Fensters sind der hl. Bernhard von Clairvaux, der hl. Liudger und der hl. Antonius von Padua zu sehen.
Das Fenster über dem linken Seitenaltar ist dem hl. Josef gewidmet. Er wurde 1870 zum Schutzpatron der katholischen Kirche und 1889 zum Patron aller Stände ernannt. 1956 erhob ihn die Kirche zum Patron der Arbeiter. In der Mitte des Fensters ist der Tod des hl. Josefs dargestellt. Über dem rechten Seitenaltar befindet sich das Marienfenster. Maria war seit Jahrhunderten als Mutter Christi im Leben der Christen tief verankert und verwurzelt. Die Krönung Mariens durch die heilige Dreifaltigkeit, die in diesem Fenster dargestellt ist, war ein Hauptthema der Gotik. Rosenblüten, Perlenschnur und das „M“ für Maria im Spitzbogen des Fensters weisen auf die Gottesmutter hin. Musizierende Engel unterstreichen die Bedeutung dieses Ereignisses.

Die Liebfrauenkirche wurde 1987 unter Denkmalschutz gestellt. Dafür sprechen die hervorragend genutzte Raumlage im Straßennetz, die harmonische Proportionen des Kirchbaus sowie der gute Originalbestand an Ausstattungsstücken aus der Erbauungszeit.
Mit der Fusion der beiden Pfarrgemeinden Liebfrauen und St. Johannes ist die Liebfrauenkirche zur Pfarrkirche der neuen Pfarrei Liebfrauen benannt worden.

St. Petrus Canisius

Das Canisiushaus an der Hiberniastraße gilt als erster Versammlungsort der katholischen Christen in der Bergarbeiterkolonie der Zeche „General Blumenthal“. Hier fanden seit etwa 1926 Sonntagsgottesdienste statt. Bereits früher diente das Haus werktags als Kindergarten. Der Altarbereich wurde dann durch einen Vorhang vom Versammlungsraum abgetrennt.

 

Der 1939 errichtete Seelsorgebezirk wurde 1948 aus der Liebfrauenpfarrgemeinde ausgegliedert und zur Pfarrei erhoben. Im selben Jahr gelang es der Gemeinde, eine Notkirche aus Trümmern zu errichten, in der am 28. Mai 1949 der erste Gottesdienst gefeiert werden konnte. Im Jahre 1952 wurden Reliquienteile des Heiligen Petrus Canisius von Augsburg nach Recklinghausen überführt, die später in der neuen Kirche unterhalb des Altars beigesetzt wurden. Petrus Canisius (1521- 1597) war in einer schwierigen Zeit des Umbruchs als Prediger, Gesprächspartner geistlicher und weltlicher Herrscher, theologischer Schriftsteller einer der großen Reformer und Erneuerer der Kirche. Mit dem Bau der heutigen, nach ihm benannten Kirche wurde 1961 begonnen und 1963 eingeweiht. Im Kirchturm befinden sich vier Bronzeglocken, die auf das Geläut der benachbarten evangelischen Johanneskirche abgestimmt ist.

Beschreibung der Kirche und ihrer Ausstattung

Die Kirche St. Petrus Canisius bildet mit dem seitlich angebundenen Pfarrsaal, der früheren Notkirche, sowie dem auf der anderen Kirchenseite gelegenen ehemaligen Pfarrhaus die östliche Begrenzung des Drissenplatzes innerhalb der früheren Bergarbeitersiedlung. Der Kirchturm ist als Campanile dem Kirchengebäude vorgelagert. Das Gotteshaus wurde als Hallenkirche konzipiert und mit einem flach geneigten Satteldach versehen. Seit der Umgestaltung im Jahre 1995 befindet sich der Altar aus Travertin auf einer um eine Stufe erhöhten Altarinsel. Nach Osten wird die Altarinsel durch eine kreissegmentförmigen Wand begrenzt.

Die sakralkünstlerische Ausgestaltung der Kirche, wie etwa der Tabernakel und das Altarkreuz in silberartiger Materialoberfläche sowie das Taufbecken, die Marienstatue in der früheren seitlichen Taufkapelle und die Kreuzwegstationen, wurde nach Entwürfen der Künstlerin Hildegard Bienen aus Bronzeguss geschaffen. Ihr war der Auftrag übertragen worden, die gesamte Innengestaltung der Canisiuskirche zu entwerfen. Eine große Aufgabe, durch die sie in Fachkreisen bekannt und weiter empfohlen wurde.Das himmlische Jerusalem hat Hildegard Bienen auf dem Westfenster der 1963 fertiggestellten Kirche abgebildet. Das Fenster nimmt die gesamte Fläche des Westgiebels ein, lediglich die beiden Portale sind ausgespart. Das szenische Geschehen konzentriert sich auf den Mittelteil.

 

Unter dem Lamm Gottes befinden sich die sieben Leuchter und ringsum die Schar der Engel, die alle dem Lamm zugewandt sind und sich anbetend vor ihm verneigen. Das gesamte Fenster ist sehr hell und lichtdurchlässig gehalten und unterstützt dadurch die lichte Weite und Höhe des Kirchenraumes. Außer der Sockelzone, die in verschiedenen Nuancen von Blau gehalten ist, sind Weiß, Grau und Hellblau die vorherrschenden Farben, in die sich ein Kreisbogen aus goldgelbem Glas einfügt, der wie ein Heiligenschein das Lamm umgibt.

In den sehr hoch, unmittelbar unter der Decke angebrachten kleinen quadratischen Fenstern des Kirchenschiffes schildert Hildegard Bienen Gleichnisse aus dem Leben Jesu Christi.

Ein wandhohes Fenster an der Südseite des Altarraumes behandelt das Pfingstfest, die Herabkunft des Heiligen Geistes. Dabei versuchte die Künstlerin das gewaltige Brausen des Heiligen Geistes in zungenförmigen Farbsegmenten zu gestalten.

In einem aus der Nordseite herausragenden Arm eines einseitigen Querschiffes, in dem sich die Werktagskapelle befindet, sind neun Rundfenster eingelassen, von denen das mittlere die heilige Cäcilia mit ihrem Instrument zeigt. Die übrigen Fenster sind rein ornamental gestaltet.

In der ehemaligen Taufkapelle nimmt das Fenster mit der Darstellung der Auferstehung die gesamte Fläche der Breitseite ein. Hier ist, im Gegensatz zu den übrigen aus Flachglas gestalteten Fenstern, Dickglas verwendet. Die szenische Darstellung ist auf die Gestalt eines Engels beschränkt, der mit weit ausgebreiteten Flügeln auf dem Rand des Grabes sitzt und auf den Auferstandenen verweist, der in goldgelber Lichterfülle angedeutet wird.